Zentrumsverkehr

Verkehr im Zentrum Mölkaus - Ein Jahrzehnte währendes Strukturproblem 

veröffentlicht 24.09.2019 
Zum Verständnis der Problematik werfen wir einen Blick auf die Verkehrsstruktur in Leipzig: Eine große Stadt kommt allein mit Radialstraßen, die sich im Zentrum treffen, nicht aus. Es werden auch Querverbindungen zwischen den äußeren Stadteilen benötigt. In Leipzig stellt der Promenadenring das Zentrum dar. Das Tangentenviereck dient der Entlastung dieses inneren Rings. Verlässt man das Zentrum in östliche Richtung, dann erreicht man erst bei den Ortsteilen Paunsdorf,
Mölkau und Stötteritz wieder eine einigermaßen durchgehende Querverbindung.
Im Straßennetzplan der Stadt Leipzig wird diese Verbindung als Hauptverkehrsstraße dargestellt und in Planungsunterlagen wird die Streckenführung von der Theodor-Heuss-Straße bis zur Richard-Lehmann-Straße als Bestandteil Ost/Südost des Mittleren Rings ausgewiesen. Über diese Strecke rollt der Individualverkehr zwischen den peripheren Stadtteilen. 
Diese Route wird aber auch intensiv von Berufspendlern und Handwerkern aus dem Wirtschaftsraum Nordsachsen (Kfz-Kennzeichen von Delitzsch, Torgau und Oschatz) und von Lieferverkehr genutzt. An Werktagen belegen in Mölkau 20.000 Kraftfahrzeuge pro Tag die entsprechenden Straßen. Die 6000 Einwohner unseres Ortes haben daran sicher nur einen kleineren Anteil.

Da die benutzten Straßen dieser Anforderung nicht gewachsen sind, hat das damalige Amt für Verkehrsplanung schon Anfang der 90er-Jahre Untersuchungen zur Verbesserung durchgeführt. Zwei Lösungsmöglichkeiten wurden vorgeschlagen:

• vierspuriger Ausbau der benutzten Straßen – Wohngebietsvariante
• vierspuriger Neubau einer Straße neben der Bahntrasse - Bahnvariante

Beide Varianten wurden konträr diskutiert und eine Entscheidung immer wieder verschoben. Auf Grund der hohen Lärmbelastung in den Wohngebieten hat der Stadtrat inzwischen beschlossen, die Wohngebietsvariante aus der Planung zu streichen (siehe Beschlussvorlage  VI-DS-06081 zur Änderung des Flächennutzungsplans). Die Bahnvariante bleibt in der strategischen Planung, aber nur noch als zweispurige Straße. 

Diese zweispurige Trassenführung würde relativ wenig Eingriffe in die Natur erfordern und ermöglicht an belastenden Stellen umfassend Lärmschutzmaßnahmen. Speziell im Bereich Stünzer Park erneuert die Bahn gegenwärtig von der Cunnersdorfer Straße bis zum Rietzschkebach die Brücken. Dafür wurde mit Schotter eine Baustraße bis in den Park eingerichtet. Diese Baustraße markiert den Flächenbedarf für die Bahnvariante. Hinter den Häusern der Härting-Straße könnte sie ebenerdig in einer Einhausung geführt werden.
Im Stünzer Park müsste der Bahndamm um die Straßenbreite (6,50 Meter plus Randstreifen) verbreitert werden. Da die Bahn nach Abschluss der Brückenbauarbeiten die Gleise mit Schallschutzwänden versieht, müssen keine Abstandsflächen eingehalten werden. Wird die Straße ebenfalls mit einer Schallschutzwand versehen, dann werden die stetig mit 50 km/h dahin rollenden Fahrzeuge die Lärmbelastung im Park kaum verstärken. Der Verlust des 10 m breiten Streifens ist bei ca. 700 Meter Parkausdehnung sicher auch verkraftbar. Schmerzlich ist allerding der Verlust einiger Bäume.
Sowohl von Mölkauer als auch von Sellerhäuser/Stünzer Seite wird schon lange nach anderen Verkehrslösungen gesucht. Der BV Sellerhausen hat vor Jahren eine dritte Variante vorgeschlagen: Neubau einer Straße östlich von Mölkau, weiter durch das Rietzschke-Gebiet nach Probstheide (zwischen Parkklinikum und Herzzentrum) zur Prager Straße. Dieser Vorschlag wurde von der Baubürgermeisterin Dubrau abgelehnt. Ein neuerer Vorschlag des BV Sellerhausen nennt sich “Verkehrsberuhigtes Zentrum Mölkau”: Die Paunsdorfer Straße soll nach der Querung der Ritzschke auf einer Rampe unter die Engelsdorfer Straße geführt werden. Auf der anderen Seite müsste der Trog als Tunnel errichtet werden, da sonst die Anlieger nicht einmal zu Fuß an ihre Grundstücke kommen. Die Rampe verläuft weiter durch die für einen Verbrauchermarkt vorgesehene Fläche bis weit in die Sommerfelder Straße. Die für die Rampen erforderlichen Tröge würden so breit, dass keine Abbiegemöglichkeiten auf die Engelsdorfer Straße mehr bestehen. Unser Ortszentrum wäre verbarrikadiert.
Wir kämpfen auch für kleinteilige Maßnahmen. Zur Belebung des Fahrradverkehrs müssten Schutzmaßnahmen in der Paunsdorfer und der Sommerfelder Straße realisiert werden. Für Fahrradwege reichen aber die Straßenbreiten nicht aus, und Schutzstreifen (gestrichelte Linien) werden auf Grund der zu hohen Verkehrsbelastung nicht zugelassen. Auch eine Temporeduzierung auf den genannten Straßen wird vom VTA abgelehnt, da diese Straßen Hauptverkehrsstraßen des Leipziger Straßennetzes sind.
Der Durchgangsverkehr auf dem Mittleren Ring als auch der Stadt-Umland-Verkehr über die Engelsdorfer, Zweinaundorfer und Albrechtshainer Straße belastet Mölkau in extremer Weise.
Wann wird die Stadt endlich aktiv, uns eine Verkehrsentlastung zu bringen?


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