Eine einmalige Aktivität bewirkt noch keine Reaktion im Rathaus
Es gab Zeiten, da war um das Gemeindeamt herum ein lebendiges Ortszentrum. Die Verwaltung war hier für jeden schnell erreichbar, es gab vielfältige Versorgungseinrichtungen und wenn man einen Bekannten traf, stoppte man für einen kurzen Plausch.
Diese Zeit ist vorbei!
Mit der Eingemeindung wurde die Verwaltung verlegt, die kleinen Geschäfte fielen der Konkurrenz durch die Supermärkte zum Opfer und der extreme Verkehrslärm verhindert Gespräche am Straßenrand und hält die Menschen generell vom Verweilen in dieser Umgebung ab. Der Kfz-Verkehr ist ein riesiges Problem für Mölkau. Hier kreuzt sich die für Leipzig wichtige Tangentialverbindung des Mittleren Rings mit Trassen ins östliche Umland. Auf der Strecke Paunsdorfer Straße/ Engelsdorfer Straße/ Sommerfelder Straße verkehren täglich über 20.000 Kraftfahrzeuge. Viele dieser Kfz tragen Kennzeichen von Delitzsch, Torgau und Oschatz, kommen also aus dem Raum Nordsachsen. Fast alle dieser Fahrzeuge fahren von Paunsdorf kommend durch Mölkau hindurch nach Stötteritz. Aber auch die Fahrzeuge, die beispielsweise auf die Engelsdorfer Straße in Richtung Stadt abbiegen, verlassen Mölkau im allgemeinen wieder. Die 6.000 Einwohner von Mölkau stellen nur einen sehr geringen Anteil an diesem Verkehrsaufkommen. Selbst wenn man noch die Berufspendler von Davaso und weitere Kraftfahrer mit Ziel in Mölkau mit dazurechnet, ist der Quell- und Zielverkehr deutlich geringer als der Durchgangsverkehr.
Die Menge der Kraftfahrzeuge erzeugt Lärmwerte, die an vielen Wohnhäusern die Grenzwerte von 70 dB(A) tags und 60 dB(A) nachts übersteigen. Die Höhe der Abgas- und Feinstaubwerte wurde bisher nicht ermittelt, dürfte aber sicher auch sehr hoch sein. In der nahe dem Stadtzentrum gelegenen Harkortstraße verssucht die Stadt das bisherige Verkehrsaufkommen von 22.800 Kfz auf 17.600 Kfz zu reduzieren, um Fahrverbote zu vermeiden.
Der Verkehrsschwerpunkt Mölkau ist den Stadtplaner zwar bekannt, Konsequenzen folgten daraus aber bisher nicht.
Im “Stadtentwicklungsplan Verkehr und öffentlicher Raum” von 2004 wird der Knoten Mölkau schon benannt und in der ersten Fortschreibung 2015 steht “Für die Verkehrsentlastung der Ortsmitte von Mölkau muss eine Lösung noch gefunden werden.” Getan hat sich bisher aber nichts. Ein Knoten in Mölkau verbindet die Radialstraße Engelsdorfer Straße mit der Tangentialtrasse Mittlerer Ring. Auf dem stadtwärtigen Abschnitt fahren täglich etwa 10.000 Fahrzeuge und auf dem stadtauswärtigen Abschnitt etwa 8.000 Fahrzeuge. Mit der Sperrung der Geithainer Brücke für den Kfz-Verkehr im Jahre 2017 hatte sich diese Belegung spürbar erhöht. Im Zuge des Ausbaus der Eisenbahnstrecke Leipzig - Chemnitz wird diese Brücke voraussichtlich 2026 erneuert. Die grüne Ratsfraktion will nun die Geithainer Straße in einen Radschnellweg umwidmen. Obwohl Radfahrer diese Straße bisher kaum nutzen (die Brücke ist für sie frei), würde damit eine deutliche Kfz-Entlastung für den Knoten im Ortszentrum von Mölkau blockiert.
Auch die Zweinaundorfer Straße ist eine wichtige Radialverbindung. Etwa 12.000 Fahrzeuge werden hier gezählt. Diese Straße ist der Schulweg für die Zweinaundorfer Kinder. Die Fußwegsituation an dieser Straße (aber auch an anderen Straßen in Mölkau) ist katastrophal.
Der Fußmarsch in die Schule ist nicht zumutbar und für den Weg mit dem Fahrrad fehlen Schutzstreifen. Viele Pendler aus dem Umland wollen dem starken Verkehr ausweichen und benutzen dafür die Albrechtshainer Straße. Dabei wird die dort geltende Zone-30-Regelung häufig missachtet. Die Stadt hatte deshalb einen ihrer neuesten Blitzer dort stationiert, dabei jedoch die aktuelle Baustelle in der Straße übersehen.
In der Sommerfelder Straße soll ein Verbrauchermarkt errichtet werden (
siehe Mölkauer Gemeindeblatt 12/2019). In diesen Markt wird ein Backshop integriert, welcher zur Sommerfelder Straße hin einen Freisitz erhalten soll. Die Idee ist nicht schlecht, aber der ständige Stau vor der Ampel wird den Kaffeegenuss sicher trüben. Hier kommen auch täglich etwa 10 Kfz mit Sondersignal vorbei, dann wird sogar die Kaffeesahne sauer. Auch die weiteren in unmittelbarer Nähe befindlichen Einrichtungen wie Arztpraxen, Apotheke, Sparkasse, Gaststätte usw. werden nach einem Besuch möglichst schnell wieder verlassen.
Eine Plauderei am Straßenrand beim Treffen eines Bekannten kommt bei dem hier herrschenden Kfz-Verkehr kaum zustande.
Dabei hat unser Ortszentrum die besten Voraussetzungen, ein attraktives Zentrum mit Aufenthaltspotential zu sein. Die Stadt ist aufgefordert, endlich einen Weg zur Verkehrsberuhigung in Mölkau zu finden. Versprechungen haben wir schon viele gehört, Maßnahmen zur Umsetzung sind bisher aber nicht erkennbar. Eine Einwohneranfrage an den Stadtrat, wie der immer wieder beschworene Radverkehr auf der Paunsdorfer und der Sommerfelder Straße ermöglicht werden kann, wurde von der Baubürgermeisterin am 22.1.2020 wieder nur mit dem schwammigen Verweis auf die “Mobilitätsstrategie 2030 mit Nachhaltigkeitsszenario” beantwortet (siehe
Mölkauer Gemeindeblatt 02/2020).