Maschinenfabrik Kiehle

Ehem. Maschinenfabrik Robert Kiehle

veröffentlicht 13.03.2024

Die vergessene Nähmaschinenfabrik Robert Kiehle in Mölkau: Einstiges Industriezentrum mit bewegter Geschichte


Mitten im Herzen des Leipziger Stadtteils Mölkau erzählt ein vergessenes Gebäudeensemble die faszinierende Geschichte der Industrialisierung, als sich in diesem Viertel noch weit und breit nicht mehr als einige Häuser und die damalige Maschinenfabrik Robert Kiehle befanden. Im Jahr 2020 sind nur noch wenige Überreste dieser einst blühenden Fabrik zu sehen, doch sie tragen die Erinnerung an eine Ära der Innovation und industriellen Meisterleistungen.

Die Geschichte von Julius Robert Kiehle beginnt 1859, als er seine Fabrik gründete und vermutlich kurze Zeit später als Königlich Sächsischer Hoflieferant in Leipzig tätig wurde. Leider sind genaue Informationen über Kiehles Person und den Zeitpunkt, ab dem sich die Firma diesen Titel verdienen durfte, schwer zu finden. Es ist jedoch bekannt, dass Kiehle sich nach dem Tod seines Sohnes im Jahr 1885 aus dem Geschäft zurückzog. Wahrscheinlich kaufte Karl Ludwig Knauer in diesem Zeitraum die Fabrik und setzte auf Expansion.

Aufgrund von Platzmangel entschied sich Knauer, auf dem heutigen Areal an der Paunsdorfer Straße 70 neue Werkhallen und Gebäude zu errichten. Im August 1896 zog die gesamte Fabrik an den neuen Standort, der sich damals noch vor den Toren der Stadt befand. Unter dem Namen Nähmaschinenfabrik Robert Kiehle Mölkau am Bahnhof Paunsdorf – Stüntz wurde die Fabrik bekannt für die Herstellung von Nähmaschinen. Inserate aus dem Leipziger Adressbuch von 1917 bewerben zudem Maschinen für verschiedene industrielle Anwendungen, von der Schuh- und Schäftefabrikation bis hin zu Sack- und Planenmaschinen.

Nach dem Tod von Karl Ludwig Knauer gibt es nur wenige Informationen über die folgenden Jahre. Klar ist jedoch, dass er eine wohltätige Stiftung gründete, um Mölkauer Schulkindern zu helfen. Auch heute erinnert eine Straße im Stadtteil an diesen Wohltäter.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Fabrik verstaatlicht, und alle Maschinen mussten für Reparationsleistungen abgebaut werden. Ab 1949 beherbergte das Areal an der Hugo-Axt-Straße neben der MASCHUSA Mölkau (einem Zweigbetrieb der VEB Textima) auch den Eisenbau Kommunalbetrieb, vormals Georg Werner Stahlfenster und Türen. In den Jahren nach der Wende wurde die Fabrik aufgelöst, und die verbliebenen Hallen blieben stehen. Die Leipziger Spitzen GmbH & Co, Produktions KG nutzte die Hallen in den 1990er Jahren, bevor es in den Hallen still wurde.

Im Jahr 1991 erwarb die Walter Fürst GmbH das Areal und begann mit dem Abriss aller Fabrikationshallen und der Villa des ehemaligen Besitzers. Nur ein Wohnhaus aus dem Jahr 1900 blieb erhalten und befindet sich heute inmitten eines neuen Unternehmensgeländes. Das Gebäude steht wahrscheinlich unter Denkmalschutz und wartet darauf, dass seine bewegte Geschichte wieder in den Fokus gerückt wird.


Quelle: https://www.leipzig-days.de/ehem-maschinenfabrik-robert-kiehle/

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